Krimi
Zum Krimi-Fan wurde ich, als ich meine Diplomarbeit geschrieben habe. Ich brauchte Ablenkung. Damals wusste ich noch nicht, wie wunderbar und unterschiedlich dieses Genre ist. Inzwischen habe ich mich durch eine Vielzahl an Subgenres gelesen und entdecke immer noch neue. Ein paar meiner absoluten Lieblinge sind nach wie vor V.I. Warshawski von Sara Paretsky, Komissar Adamsberg von Fred Vargas und Miss Fisher von Kerry Greenwood. Neu entdeckt habe ich für mich gerade „Die Schnüfflerin“ von Anne von Vaszary, die Áróra-Reihe von Lilja Sigurðardóttir und die „Kommando Abstellgleis“-Reihe von Sophie Hénaff. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ich hoffe meine Ermittlerin Nina Hempel schafft es auch einmal auf eure Favoritenliste.
Broilerkomplott

Bock auf scharfe Schenkel?, so lautet der neue Slogan vom Geflügel- und Wurstgroßhandel Scherer. Halb Berlin ist zugekleistert mit der sexistischen Fleischfresserwerbung. Und nun will die Scherer auch noch Geld aus dem Fördertopf für strukturschwache Regionen, um den verödeten Sonnenhof zum Hühnermastbetrieb umzubauen. Das Ganze treibt Toni und ihre WG schier in den Wahnsinn. Zeit für eine öffentlichkeitswirksame Protestaktion. Doch es läuft anders als gedacht: Plötzlich werden sie Zeuginnen eines Mordes, dann Verdächtige, und müssen schleunigst untertauchen!
Indessen versauert Nina Hempel in ihrem Provinzrevier, hadert mit ihrem Job als Cop. Da taucht im Intranet eine Meldung auf: Angeblich wurde der Chauffeur der Geflügelhändlerin Beate Scherer ermordet. Wirtschaftskriminalität, Eifersuchtsdrama, Mord aus Habgier? Aber nein, es gibt gar keine Leiche. Falscher Alarm. Wie immer.
Im Morgengrauen kommt allerdings eine Unfallmeldung rein: Bei den Spreewiesen klebt ein verkohltes Autowrack am Baum. Am Steuer ein Toter, schlimmer Anblick. Doch das Fahrzeug ist ein Dienstwagen, und prompt wird Hempel wieder hellhörig: Da war doch was mit einem Chauffeur?Broilerkomplott ist am 10. März 2025 bei ariadne erschienen.
Rezensionen
„Was für ein tolles Krimidebüt!
In Brandenburg (und auch Berlin) begleiten wir die beiden Protagonistinnen bei ihren jeweiligen „Fällen“. Zum einen ist das Toni, eine junge Umweltaktivistin, die mit einer kleinen Gruppe Aktionen gegen den Fleisch- und Wurstgroßhandel Scherer begeht. Bei einer dieser Aktionen werden sie Zeugen eines Mordes und sind von nun an in eine Sache geworfen, die mindestens zwei Nummern zu groß für sie ist. Zum anderen ist da Nina, eine Polizistin aus Brandenburg, für die Verkehrsdelikte, Fahrraddiebstähle und Sommerfestschlägereien der graue Alltag sind. Bis dann ein anonymer Hinweis auf einen Mord eingeht.
Ziemlich ungewöhnlich für die Krimireihe Ariadne vom Argument Verlag, dass a.) eine professionelle Ermittlerin/Polizistin „erlaubt“ ist, und b.) es gleich zwei gleichwertige Protagonistinnen sind. Wie Anna Mai beide Figuren und beide Erzählstränge verknüpft, ist aber ganz großes Lesevergnügen. Und das Menschliche, Unfertige bei beiden ist außergewöhnlich realitätsnah dargestellt. Und auch endlich mal in einem Ton wie aus dem Leben und nicht aus irgendeinem bescheuerten Drehbuch der 95. Vorabendserie.
Ich bin wahrlich kein Fan von Serien, aber hier wünsche ich mir dann doch schon jetzt eine Fortsetzung. Mindestens eine …!“
Mein Fazit: „Hardbroiled“!“ Christian Koch
… Atmosphärisch sehr gelungen, das Anliegen ist klar und auch die junge Ermittlerin, die von Berufs wegen auf der Gegenseite der Aktivist/innen stehen muss, lässt vermuten, dass die Story um Hühner, Gier, Drogengeschäfte und andere Unappetitlichkeiten der Auftakt zu einer Reihe sein könnte. Das würden Leser/innen ebenso begrüßen wie Herausgeberin Else Laudan, die den Titel in bester feministischer Krimitradition ansiedelt. …
Die vollständige Rezension von Sylvia Treudl gibt es in Buchkultur Ausgaben 219, S. 69
… Anna Mais Krimidebüt Broilerkomplott legt mit gut durchkomponierten Bildern und viel Tempo los – und behält das bei. …
Anna Mai erzählt sehr unangestrengt und auch noch mit Humor, streut falsche Fährten und mischt Elemente des Ermittlerromans mit denen des Thrillers, setzt fiese Cliffhanger und baut geheimnisvolle Charaktere auf … Das alles ist wunderbar fluffig und souverän. …
Fazit: »Die Autorin kennt sich gut aus mit dem Gegen- und Ineinander, das entsteht, wenn wirtschaftliche Interessen mit Umwelt und Naturschutz kollidieren. Ihr Wissen zahlt sich aus, die Handlungsführung ist durchdacht und bei aller Rasanz glaubwürdig – bis hin zum fulminanten Showdown auf dem flachen Land.«
Die ungekürzte Kritik von Kirsten Reimers gibt es im Freitag Nr. 16
„Halber Hahn auf Koks
Ein Griff zwischen die Schenkel und dann die Brust mit der Geflügelschere zerschneiden: Wer hier an Brathendl denkt, ist bei Anna Mais schmackhaften Krimidebüt goldbroilerrichtig. Sie hühnert nicht lange rum, schon wird die mit Gockelmaske getarnte Toni Hansen bei ihrer Protestaktion gegen die Fleischgroßhändlerin Scherer zur Augenzeugin eines Mordes. Halswirbel knacken wie krosse Chicken Wings, eine gegrillte Leiche findet sich in einem Auto, ein Laster mit Tiefkühlhähnchen kommt abhanden, und jemand benutzt Kokain als Füllung für Scherers Flattermänner. Das scheucht auch Nina Hempel von der Polizei Brandenburg auf, die sonst eher die kleinen Sünder aus dem Verkehr pickt. Toni und Nina drehen bei den Gockelleien von Carl dem Koch und Anwalt Becher den Spieß um und bringen Extrawürze ins Intrigen-Menue. Doch als ein Killer einflattert, fliegen beim Showdown in der Scheune die Federn. Anna Mai serviert mehr als nur einen Krimi-Imbiss aus der Provinz. Raffiniert abgewürzt mundet der komplexe Plot wie feinstes Chicken Tikka.“ Nh
…Anna Mais Krimidebüt „Broilerkomplott“ spielt zwar in der Provinz, aber ein typischer Regiokrimi mit skurillen Typen und lustigem Humor ist ihr Krimi nicht. Eher schon orientiert sie sich an US-amerikanischen Hardboiled-Gangsterkrimis, in denen in der Provinz wegen einer Unmenge Geld oder Drogen plötzlich die Hölle los ist und Menschen sich auf möglichst groteske Art umbringen und beim Beseitigen von Leichen an alles denken; – außer einem Anruf bei der Polizei.
Im Gegensatz zu diesen schwarzhumorigen und oft sehr zynischen Gangsterkrimis hat Anna Mai deutlich mehr Respekt vor dem Leben und der körperlichen Unversehrtheit ihrer lebensnah gezeichneten, ziemlich normalen Figuren. Und das ist gut so. Denn Brandenburg ist nicht das US-amerikanische Hinterland. …
Die ausführliche Rezension von Axel Bussmer findet ihr hier.
“ Mit Gockelmasken und Farbbeuteln wollen Antonia und ihre WG-Freunde gegen die sexistische Werbung für scharfe Hühnerschenkel von Scherers Fleisch- und Wurstgroßhandel protestieren, doch die Aktion läuft aus dem Ruder. Toni beobachtet den Mord am Chauffeur der Chefin des Unternehmens, und als dieser als Unfall getarnt wird, geraten sie unter Verdacht. Wie sich die drei Aktivistinnen immer mehr in den Fall verwickeln, erzählt Mai in ihrem Debütroman mit gekonntem Timing und bleibt dabei ganz nah bei ihren jungen Heldinnen. Allen voran Toni, deren ungestümer Aktionismus sie über immer neue Fallstricke stolpern lässt und in die Irre führt. Vom Berliner Großmarkt bis ins Märkische Oderland, in abgeranzte Gartenhäuschen und Dorfgasthäuser jagt die Autorin die drei auf ihrer Suche nach der Wahrheit bis sich im geklauten Tiefkühllaster voller eingeschweißter Hühnerkörper heraus stellt, dass die internationale Rauschgiftmafia mit im Spiel ist. Wie schwer es auch die junge Polizistin Hempel hat, mit ihren Zweifeln am Unfalltod ernst genommen zu werden, baut Mai souverän in die Geschichte ein, die sie mit sarkastischen Seitenblicken auf männliche Selbstüberschätzung würzt und gekonnt mit etlichen Toten garniert.“ (lk)
Umweltaktivistinnen stechen in ein Wespennest – ironischer Blick auf Schneehühner in der Brandenburger Provinz.
… Furios beginnt das Krimidebüt „Broilerkomplott“ der in Potsdam lebenden Autorin Anna Mai. Und mit reichlich Action, ein bisschen Schalk und wilden Wendungen geht die Geschichte weiter, in der auch ein gestohlener Laster voller Hähnchen eine wichtige Rolle spielt.
Fazit Anna Mai jongliert ziemlich wild mit Versatzstücken des Genres. Eine Stärke sind Szenen in der Provinz, bei denen das dörfliche Geschehen mitsamt der Lokalpolitik mit trockenem Humor vorgeführt wird. …
Die vollständige Krimikritik von Hanspeter Eggenberger gibt es hier.
… Der rasante Krimierstling der Potsdamer Umweltaktivistin Anna Mai (…) ist ein fulminantes Debüt, sehr unterhaltsam, lehrreich und spannend. Sogar für Mitmenschen, die nach der Lektüre nicht zum Veganismus bekehrt sind. …
Die ungekürzte Besprechung von Joachim Feldmann kann hier nachgelesen werden.
„Broilerkomplott“ ist der erste Krimi von Anna Mai. Die Hauptfiguren des Romans sind weiblich, er spielt in Ostdeutschland und dreht sich um eine Gruppe von Klimaaktivist*innen, die sich ungewollt mit der Drogenmafia anlegen. Eine spannende Mischung, die es in sich hat.
Eine Rezension von Gerhard Klas gibt es zum Nachhören in der ARD Audiothek.
„🔫Kurz vor Ende meines Urlaubs kommt hier noch ein extra rasanter Krimi-(Tipp) um die Ecke. Nach der guten Besprechung in @freitag DER FREITAG, habe ich mir das Krimidebüt von Anna Mai, Broilerkomplott, mitgenommen. Einmal mehr beweist der @argumentverlag mit Ariadne ein Händchen für ausgefallene, gut gemachte, auf jeden Fall frische Krimihandlungen. Eine junge Klimaaktivistin mit „kurzer Lunte“ gerät zwischen die Machenschaften einer Fleischgroßhändlerin, diversen Gelegenheitsdieben, Provinzpolitikern und einem echten Killer. Eine unterforderte Polizistin hat den richtigen Riecher.
Großangelegtes Krimitableau auf dem Land, irgendwo außerhalb Berlins. Mai hält alle Fäden in der Hand und die Krimileserin schnurrt am Ende, alles geklärt! Wirklich alles?
Ich freue mich auf weitere Bücher von Anna Mai.“
#diefraumitdembuchladen #lesetippvonmonja
Lesungen & Termine
3. 6. 2025 19:30 Uhr
Originalausgaben#7
Lesung in der Brotfabrik Berlin
11.10.2025 19 Uhr
Lektüre & Likör
Lesung im Café Kunstgenuss